Familie vor dem Haus

Schimmelbefall meist selbst verschuldet

03.04.2018

„In 75 Prozent der Fälle ist der Schimmelbefall durch die Bewohner selbst verursacht“, so die Erfahrung von Karl-August Siepelmeyer, Malermeister und sachverständiger Gutachter aus Melle im Landkreis Osnabrück. Er hielt anlässlich der Jahreshauptversammlung von Haus und Grund Osnabrück einen Vortrag zum Thema „Schimmelbefall in Wohnungen“. Anhand zahlreicher Beispielfotos zeigte er besonders häufig betroffene Wohnbereiche und erläuterte die Ursachen: „Baufeuchte in Neubauten ist ein Grund, denn heutzutage fehlt die Zeit zum Austrocknen der zumeist gut gedämmten Gebäude.“ So käme es vor, dass nach einem Jahr die an der Außenwand montierte Einbauküche in einem Neubau entfernt und eine gründliche Schimmelsanierung durchgeführt werden müsse. Ein weiterer Grund für Schimmelbefall seien Bauschäden oder Baumängel, beispielsweise defekte Rohrleitungen, Kältebrücken oder Risse in den Außenwänden. „Wärmedämmung verursacht nur bei fehlerhafter Ausführung Schimmel“, räumte Siepelmeyer mit einem verbreiteten Vorurteil auf. Dann kam er zur Hauptursache für Schimmelbefall: „Ein durchschnittlicher Haushalt erzeugt sechs bis zwölf Liter Wasser in der Luft. Die müssen einfach wieder raus!“ Dies gelinge nur durch richtiges Heizen und Lüften: Mehrmals täglich, im Winter 5 Minuten und in Herbst und Frühjahr 10 bis 15 Minuten stoßlüften. Dazu Fenster oder Türen weit öffnen und die Heizung ausstellen. „Diese aber nach dem Lüften wieder anstellen. Denn in allen Räumen, auch im Schlafzimmer, muss die Temperatur mindestens 16 Grad Celsius betragen“, so der Fachmann. Er warnte vor dem Lüften über gekippte Fenster: „Es findet kaum Luftaustausch und Entfeuchtung statt, aber im Bereich über den Fenstern bildet sich durch den Temperaturunterschied schnell Schimmel.“ In seiner Praxis höre er immer wieder von betroffenen Mietern, dass sie doch regelmäßig lüften würden: „Ein Blick auf eine mit Blumen und Dekoartikeln zugestellte Fensterbank lässt da doch oft Zweifel aufkommen.“ Er empfehle die Anschaffung eines Hygrometers: „Dann haben Sie die Feuchtigkeit immer im Blick. Es gibt sogar Geräte, die bei kritischen Werten Warnsignale geben.“ Bevor man sich als Vermieter auf einen Rechtsstreit mit den Mietern einlasse, sei es sinnvoller, diesen ein solches Gerät zur Verfügung zu stellen: „Denn vor Gericht können Sie nur verlieren – zumindest Zeit und Geld.“ Sei der Schimmel einmal da, müsse er beseitigt werden: „Ich bin zwar der Meinung, dass die akute Gesundheitsgefährdung oft überschätzt wird, denn Schimmelsporen finden sich überall in der Umwelt. Aber vor allem Kleinkinder, ältere Menschen und solche mit Atemwegserkrankungen sollten sich keinesfalls in befallenen Räumen aufhalten.“ Die zeitnahe Beseitigung des Schimmels und eine gründliche Sanierung seien aber in jedem Fall notwendig. Kleinere Flächen könnten mit hochprozentigem Alkohol oder – bei guter Lüftung – mit speziellen Schimmelentfernern beseitigt werden. Um erneuten Befall zu vermeiden, sollten hochalkalische Untergründe gewählt werden, aber: „Anti-Schimmelfarbe hat in bewohnten Räumen nichts zu suchen!“ Sie sollte aufgrund der beigemengten Gifte nur in kontrollierten Räumlichkeiten verwendet werden. „Bei großen Schäden hilft in der Regel nur die gründliche Beseitigung durch einen Fachmann, einen Malerbetrieb der Maler- und Lackiererinnung“, so Karl-August Siepelmeyer, der zum Abschluss auch noch auf einige Fachpublikationen, beispielsweise vom Umweltbundesamt, verwies: „Hier finden Sie interessante Anregungen zu dem Thema, das für uns eine unendliche Geschichte bleibt.“ Die vielen anschließenden Fragen gaben dem Referenten Recht: Schimmelbefall ist und bleibt ein Thema – auch und gerade in vermieteten Wohnungen.

Vortrag und Diskussion bildeten den Abschluss der Jahreshauptversammlung von Haus und Grund Osnabrück in der OsnabrückHalle. Zuvor hatten der Vorsitzende Wolfgang Schaper, der Geschäftsführer Christian Biemann sowie Schatzmeister Werner Viere einen Rück- und Einblick in das Wirken des Vereins gegeben. Die Situation von Haus und Grund Osnabrück stelle sich zufriedenstellend dar, auch wenn die Mitgliederzahl mit 25 Zugängen in 2017 nur leicht auf 4781 gestiegen sei. Die Verwaltungsgesellschaft des Vereins musste bereits Verwaltungsaufträge ablehnen, so Schaper: „Es fehlen uns derzeit personelle und räumliche Kapazitäten. Das wird sich mit dem Umzug im Herbst ändern.“ Der Umzug sei auch der Grund, warum es in diesem Jahr keine Herbstveranstaltung gebe: „Wir werden Sie stattdessen zu einem ‚Tag der offenen Tür‘ in unsere neue Geschäftsstelle einladen“, kündigte Wolfgang Schaper an.

Einen Blick auf den wachsenden Bedarf an Eigentumswohnungen im städtischen Raum warf Geschäftsführer Christian Biemann in seinem Geschäftsbericht. Viele Menschen zögen die städtische Infrastruktur den günstigen Grundstückspreisen auf dem Land vor. Zudem sei eine Wohnung häufig Alterssicherung oder Kapitalanlage, weshalb auch die Zahl der vermieteten Eigentumswohnungen steige. „40 Prozent aller Neubauwohnungen wurden in den letzten Jahren als Wohneigentümergemeinschaft errichtet, über 70 Prozent der neu errichten Geschosswohnungen werden vermietet.“ Dieser Entwicklung entspreche das derzeitige Wohneigentumsrecht leider nicht: „Das Wohneigentumsrecht muss verbraucherfreundlich und damit verständlich formuliert werden“, forderte Biemann, der auf eine weitere Änderung für Wohnungseigentümer verwies: Wohnimmobilienverwalter müssen eine gewerbliche Erlaubnis beantragen, die Zuverlässigkeit, geordnete Vermögensverhältnisse, eine Berufshaftpflichtversicherung sowie den Nachweis regelmäßiger Fortbildungen voraussetzt. Das entsprechende Gesetz tritt im August 2018 in Kraft, für bestehende Verwaltungen gelten Übergangsregelungen. Wohneigentümer sollten also darauf achten, einen Verwalter mit Gewerbeerlaubnis zu beauftragen. „Diese bietet zumindest einen gewissen Schutz vor Betrügern“, so Christian Biemann.

Neben den inhaltlichen Aspekten standen die notwendigen Formalitäten auf der Tagesordnung. So präsentierte Schatzmeister Werner Viere einen Geschäfts- und Kassenbericht mit einem Plus von 23.633 Euro. Hier sowie in der Etatplanung für 2019 spiegele sich der bevorstehende Umzug des Vereins bereits wieder, so Viere. Dennoch stehe Haus und Grund Osnabrück auf einer soliden Finanzbasis. Im Anschluss beschloss die Mitgliederversammlung die zuvor von Wolfgang Schaper angekündigte Beitragserhöhung ab 2019. Bei den notwendigen Wahlen für zwei Vorstandssitze wurden sowohl der Vorsitzende Wolfgang Schaper als auch das Vorstandsmitglied Karl-August Siepelmeyer wiedergewählt.