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02.04.2014Steigende Mitgliederzahlen, eine solide finanzielle Basis und interessante Veranstaltungen – nur einige Gründe für die Verantwortlichen bei der Jahreshauptversammlung von Haus und Grund Osnabrück am 26. März 2014 zufrieden auf das vergangene Jahr zurückzublicken. Die Mitgliederzahl erhöhte sich in 2013 um 112 auf insgesamt 4.534 Mitglieder. Auch die Zahl der Hausverwaltungen, die von der inzwischen ausgegliederten HWG Osnabrück GmbH übernommen wurden, stieg an. Der große Zuspruch sei erfreulich, führe jedoch zu erhöhtem Beratungsbedarf und Wartezeiten: „Wir arbeiten an dem Problem“, versicherte Rechtsanwalt und Notar Wolfgang Schaper, Vorsitzender von Haus und Grund Osnabrück. Einen Rat gab er den Zuhörern in der OsnabrückHalle aber schon mit auf den Weg: Es lohne sich ein Blick in den neuen Mietpreisspiegel. Gerade im Bereich der kleineren Wohnungen seien Steigerungen von bis zu 20 Cent pro Quadratmeter möglich. Des Weiteren berichtete Schaper über gute Kontakte zur interessierten Öffentlichkeit – unter anderem bei der Immobilienmesse der Sparkasse – aber auch innerhalb des Verbandes. Zudem freute er sich über das Interesse der Mitglieder an den angebotenen Informationsveranstaltungen: Sowohl die Herbstveranstaltung zum Thema „barrierefreies Wohnen“ als auch die Veranstaltungsreihe „Was Sie schon immer wissen wollten über…“ stießen auf große Resonanz. Dass alle diese Vereinsaktivitäten auf einer soliden finanziellen Basis stünden, bestätigte Schatzmeister Werner Viere: Sein Jahresbericht verzeichnete ein Plus von 18.501,71 Euro.
Ein Thema beschäftigt die Mitglieder von Haus und Grund seit Jahren: energetische Modernisierung. So wies Wolfgang Schaper auf eine veränderte Rechtslage bezüglich der Modernisierungen und der entsprechenden Ankündigungen an die Mieter hin und bat die Vermieter, sich in solchen Fällen in der Geschäftsstelle beraten zu lassen: „Haben Sie alle Formalien eingehalten, schuldet der Mieter die erhöhte Miete mit Beginn des dritten Monats nach Zugang der Erklärung. Begehen Sie Fehler, verlängert sich die Frist um sechs Monate.“
Auch Geschäftsführer Christian Biemann stellte die Frage der energetischen Sanierung ins Zentrum seines Geschäftsberichtes. Das klimapolitische Ziel – eine abgeschlossene energetische Modernisierung bis 2050 – sei zwar für die Hauseigentümer festgelegt, der Weg dorthin unter den bisherigen Umständen jedoch nicht akzeptabel, zumal für viele Eigentümer zugleich eine altersgerechte Sanierung des Bestandes anliege: „Die Grenze der Leistungsfähigkeit ist für zahlreiche Eigentümer und Mieter erreicht“, sagte Biemann und forderte: „Die energetische Gebäudemodernisierung muss neu gedacht werden. Fragen der Wirtschaftlichkeit und der mietrechtlichen Rahmenbedingungen gehören auf den Prüfstand.“ Kernfragen nach Anreizen für Modernisierer, Kostenbeteiligungen der Mieter und der Wirtschaftlichkeit seien immer noch ungeklärt. „Wir brauchen eine sozial verträgliche Energiewende.“ Diese sei nur möglich, wenn es energieoffene, quartierbezogene Lösungen gebe, die Sanierungen sich für Mieter und Vermieter rechneten, staatliche Zuschüsse für dieses gesamtgesellschaftliche Projekt fließen würden und alle Maßnahmen auf einer unabhängigen und kompetenten Energieberatung beruhten.
Diese Kernforderungen hatten die Zuhörer noch im Ohr, als der Hauptreferent, Andreas Skrypietz, Projektleiter des Projektes „Haus sanieren – profitieren!“ von der Deutschen Bundestiftung Umwelt seinen Vortrag „Das eigene Haus – erneuerbare Energien – Klimaschutz“ startete. Er betonte, dass im Verhältnis zum Aufwand die Investitionen im Gebäudebereich die größten CO2-Einsparungen ermöglichten. Hier wiederum stünde die Heizenergie, die etwa 70 Prozent der im Haus verbrauchten Energie ausmache, im Vordergrund. Da bis zum Jahr 1984 Energieeffizienz beim Bau eines Hauses noch keine Rolle gespielt habe, gebe es derzeit 12 Millionen Ein- und Zweifamilienhäuser mit Modernisierungsmöglichkeiten. Die Frage nach der richtigen Heizung sei zentral bei der Modernisierung eines Hauses. Allein 1,3 Millionen Gasheizungen und 1,2 Millionen Ölheizungen seien älter als 21 Jahre. Für die Modernisierung eigneten sich Öl- oder Gasheizung mit Brennwerttechnik, aber auch Pelletheizung, Wärmepumpe und in einigen Fällen sogar kleine Blockheizkraftwerke. Bei Anschaffung der Heizung müssten immer auch die Folgekosten bedacht werden. Seine Beispiele: Bei einer modernen Öl-Brennwertheizung (ab ca. 8.000 Euro) müssen unter Umständen auch die Tanks und der Schornstein erneuert werden, eine Gasbrennwertheizung (ab ca. 6.000 Euro) erfordert einen entsprechenden Anschluss und eine Pelletheizung (ab ca. 8.000 Euro) einen Lagerraum für die Pellets. Auch Wärmepumpen, deren Installation sehr von den individuellen Gegebenheiten abhänge, erzeugten zusätzliche Kosten. Dank Fördermitteln und Krediten, beispielsweise durch die KfW, sei eine energetische Sanierung dennoch wirtschaftlich zu gestalten. Als Beispiel führte Andreas Skrypietz ein Einfamilienhaus in Osnabrück-Schölerberg an, in dem die Heizkosten durch Dämmung, neue Fenster, den Bau einer Solaranlage und eines Pelletofens soweit reduziert werden konnten, dass trotz Abzahlung des Kredites etwa 400 Euro pro Jahr eingespart werden. „Hinzu kommt die Steigerung des Immobilienwertes und des Wohnkomforts“, so der Referent. Er empfehle eine gründliche und kompetente Beratung durch Fachhandwerker und/oder unabhängige Energieberater. Denn eines sei sicher: „Nach der Sanierung muss mindestens eine schwarze Null für Sie da stehen!“