Inhalt
03.11.2014Osnabrück ist auf einem guten Weg – so die Botschaft des Vortrages von Stadtbaurat Frank Otte auf der Herbstveranstaltung von Haus und Grund Osnabrück am 22. Oktober in der OsnabrückHalle. Er gab einen Überblick über laufende Projekte, Gebiete in Planungsverfahren, sowie Visionen, die allesamt das städtische Leben in Osnabrück zukünftig prägen werden.
Den Auftakt machte Otte mit der Betrachtung des Stadtzentrums, insbesondere der Entwicklungen rund um den Neumarkt. Das Hasehaus sei ein „gelungener Auftakt“ zur Neugestaltung des zentralen Platzes. Der nächste Schritt, die Realisierung des Einkaufszentrums, sei „ein notwendiges Highlight, um die Menschen zum Einkaufen auf diese Seite des Neumarktes und damit in die Johannisstraße zu ziehen“, so Otte. Die gelungene Architektur des Einkaufszentrums mit den „eingebauten Schaukästen“, die an vielen Stellen zugängliche und damit offene Bauweise sowie ein engagierter Betreiber sorgten dafür, dass das Einkaufszentrum zur Steigerung der Attraktivität ganz Osnabrücks beitrage. Dazu gehöre auch die Neugestaltung des Neumarkts, der so wieder den Charakter eines Platzes bekäme: „Durch den Wegfall der Bushaltestelle vor dem Landgericht bekommt dieses wieder den Vorplatz, der ihm zusteht.“ Die Bebauung des Eckgrundstücks an der Großen Straße sorge für den entsprechenden Abschluss des Platzes an dieser Seite. „Wir geben den Osnabrückern den Platz zurück und fassen ihn in seine alte Form“, erklärte Otte die Planung, bevor er weiter dachte: „Auch der Neue Graben sollte den Bürgern zurückgegeben werden, so dass sie eines Tages wieder ungehindert auf die andere Seite wechseln und von dort das Schloss betrachten können.“ Ziel sei es, die Qualität sowohl für die Bürger aber auch für die Immobilienbesitzer in der Stadt zu steigern. Mit dem Projekt Haseuferweg sei dies gelungen: „Die Grundstücke an der Möserstraße bekommen eine zweite Front in Richtung Hasesteg. Das eröffnet neue, lukrative Möglichkeiten der Nutzung.“ Nach diesen Ausführungen wandte Otte sich einem weiteren zentral gelegenen Areal zu: dem Ringlokschuppen am Güterbahnhof. Ein Workshop, zu dem gezielt unterschiedliche Interessengruppen eingeladen worden seien, habe ergeben, dass dort ein vielfältiger Mix aus diversen Kulturangeboten, aber auch Gastronomie „gut funktionieren“ könne. Zudem eröffne der Durchgang durch den Bahnhof eine neue attraktive Achse in die Innenstadt.
„Konversionsflächen“ lautete ein weiterer Themenschwerpunkt des Vortrags von Frank Otte. Die Stadt habe die Flächen zu einem idealen Zeitpunkt bekommen: Familien orientierten sich beim Immobilienkauf wieder in den Stadtbereich, Hochschule und Universität wüchsen. So hätten die neu entstandenen Immobilien nicht zu Verwerfungen auf dem Markt geführt und am Westerberg zugleich Raum für die Erweiterung des Hochschulstandortes mit dem angegliederten Wissenschaftspark geboten. Dieser sei der richtige Ansatz, um mittel- und langfristig zukunftsorientierte Branchen an Osnabrück zu binden. Deshalb sei das Gelände auch für eine schrittweise Bebauung ausgelegt: Für jeden Wachstums-Schritt eines Unternehmens sollten entsprechende Flächen bereit stehen, um eine Abwanderung in Nachbargemeinden zu verhindern: „Es wird deshalb wohl etwa zehn Jahre dauern, bis alle Flächen besetzt sind“, so Ottes Prognose. Auf einer weiteren Konversionsfläche, der ehemaligen Landwehrkaserne, stünde hingegen die Schaffung von Wohnraum für unterschiedliche Zielgruppen im Vordergrund. Der Planungsprozess, bei dem die Bevölkerung eng eingebunden war, sei spannend gewesen: „Es war interessant zu sehen, wie sich die Bewohner das Zusammenwachsen der beiden Stadteile Eversburg und Atter, die durch das Kasernengelände getrennt waren, vorstellen.“ Das Ergebnis sei eine Aufteilung des Areals in unterschiedliche Höfe: „Jeder Hof kann an eine andere Gruppe vergeben werden, so dass unterschiedliche Wohnformen realisiert werden können.“ Voraussichtlich ab 2016 werde mit der Vermarktung der Flächen begonnen. Ganz anders stelle sich die Situation am Limberg dar. Der Zustand der dort vorhandenen Immobilien und der Infrastruktur sei schlecht, die Beschaffenheit des Geländes kompliziert. „Hier ist derzeit noch Vieles offen“, so Otte.
Bevor Frank Otte die Planungen und Visionen bezüglich des urbanen Mobilitätsverhaltens darstellte, ging er auf Wunsch der Veranstalter auf einen „Problembereich“ der Stadt ein – die Situation am Salzmarkt, einem Platz, an dem sich zunehmend Drogenabhängige und Wohnungslose in größeren Gruppen versammeln, was zu einer Beeinträchtigung der Wohn- und Einkaufsqualität und zur Verunsicherung der Bewohner, insbesondere in den anliegenden Seniorenwohnungen führt. Die Stadt sei bemüht, kurz-, mittel- und langfristige Lösungen zu entwickeln. Kurzfristig sei geplant, den Platz gezielt von mehr Mitarbeitern des Ordnungsdienstes beobachten zu lassen. Mittelfristig könnte der Platz auch durch gestalterische Maßnahmen für bestimmte Personen „unattraktiver und ungemütlicher“ gemacht werden. Langfristig sei es wichtig, die Versorgung mit Substitutionspraxen zu dezentralisieren und wieder Angebote im Landkreis zu schaffen.
Zum Abschluss seines Vortrages erläuterte Frank Otte seine Vorstellungen zum Thema „Mobilität in Osnabrück“, ausgehend von einer konkreten Planungsherausforderung: „Wir werden das Bürgervotum zur Westumgehung akzeptieren.“ Otte zeigte sich zuversichtlich, dass diese Aufgabe auch angesichts des geänderten Mobilitätsverhaltens lösbar sei. „Die Fixierung auf das Auto nimmt ab. Anzugträger mit Helm auf dem Rad sind keine Exoten mehr“, so Otte. Vor allem junge Menschen legten weniger Wert auf das eigene Auto, aber immer noch viel Wert auf Mobilität. Für sie gewännen verzahnte Konzepte mit Elektrorädern, ÖPNV sowie Carsharing und Fahrradleihsystemen an Bedeutung, wobei ein erhöhter Anteil an Elektrofahrzeugen wünschenswert sei. Durch das Elektromobilitätsgesetz würden hier neue Chancen eröffnet: E-Mobile könnten beispielsweise durch die exklusive Freigabe von Parkplätzen oder Straßen attraktiver werden. Als Beispiele für neue Mobilitätskonzepte in Osnabrück nannte Otte das soeben eingeführte „Flow-K“, bei dem die Carsharing-Fahrzeuge nicht mehr an feste Abstellpunkte gebunden seien. „Durch solche Konzepte werden wir weniger Platz für den Verkehr brauchen“, ist sich Otte sicher. Intelligente City-Logistik könne ebenso dazu beitragen: „Wenn ich mit dem Fahrrad in die Stadt fahre, möchte ich nicht alles, was ich kaufe, auch damit nach Hause transportieren. Aber ein Lieferfahrzeug, das ohnehin die Tour an den Stadtrand macht, könnte meine Einkäufe mitnehmen und dort an einer entsprechenden Paketstation deponieren – ebenso wie all die Kurierdienste ihre unzustellbaren Online-Bestellungen“, so eine der Ideen für die Reduktion des Verkehrsaufkommens. Auch für den ruhenden Verkehr gebe es vielversprechende Lösungen, wie Quartiersparkhäuser, in denen die Autos platzsparend durch Robotersysteme geparkt würden. Noch seien viele dieser Überlegungen nur Planer-Wünsche, gestand Otte. Rechtsanwalt und Notar Wolfgang Schaper, Vorsitzender von Haus und Grund Osnabrück, nahm diesen Ball auf: „Die Wünsche unserer Mitglieder sind meist sehr konkret und am Hier und Jetzt orientiert“, sagte er und dankte dem Stadtbaurat für seine spannenden Ausführungen.