Familie vor dem Haus

Flexible Würfel für das Osnabrücker Zentrum

16.03.2015

Die Neumarkt-Gestaltung im Zentrum Osnabrücks steht seit Jahren ganz oben auf der Liste der lokal bedeutsamen Themen. Nach Tunnelrückbau, Bau des „Hasehauses“ und Neugestaltung der Verkehrsflächen steht nun die Errichtung des vom Bauherrn mfi management für Immobilien AG geplanten Einkaufszentrums auf dem Plan. Projektleiter Michael Tremmel, Architekt des mit der Planung beauftragten Aachener Architektenbüros kadawittfeldarchitektur, erläuterte über 130 interessierten Zuhörern bei der Jahreshauptversammlung von Haus und Grund Osnabrück in der OsnabrückHalle am 11.03.2015, wie das Büro die Herausforderung angegangen ist, die Standort, Stadt und Investor an die Planer stellen.

„Wir haben in Mönchengladbach bereits ein Shoppingcenter mit ähnlichen Anforderungen realisiert“, begann Tremmel seine Ausführungen. Am Anfang stehe immer eine gründliche Analyse: Was präge die Stadt aber auch den Standort? Wie viele und welche Einwohner hat Osnabrück? Wie verlaufen die Verkehrsströme von Autos, ÖPNV und Fußgängern? Wie gestalten sich die Einkaufsströme am Standort und in seiner Umgebung? Wo gibt es Plätze zum Verweilen? Dies seien grundlegende Faktoren. Zudem habe die Stadt sich einen „Shopping-Kreislauf“ zwischen Alt- und Neustadt mit positiver Auswirkung auf die Johannisstraße gewünscht. „Das Center soll möglichst offen sein, die Menschen sollen einen freien Blick auf die städtische Umgebung haben, es soll keine hermetisch abgeschlossene Einkaufswelt entstehen“, erläuterte Tremmel. So entstand eine Planung mit zwei wesentlichen Durchwegungen: „Eine verläuft parallel zur Johannisstraße, eine weitere verlängert die Seminarstraße mit Durchgang zur Johannisstraße“, zeigte der Architekt anhand von Planungsskizzen.

Die ursprüngliche Vorstellung einer Fassadengestaltung mit Arkaden habe man hingegen nicht realisiert: „Wir haben uns für eine moderne Lösung mit nach innen verspringenden Würfelelementen entschieden.“ So werde zusätzlich öffentlicher Raum geschaffen – insbesondere an den Bussteigen an Neumarkt und Johannisstraße. „Durch die Würfel in unterschiedlichen Größen haben wir ein hohes Maß an Flexibilität“, so der Grundgedanke bei der Gestaltung des Centers. So habe man an den unterschiedlichen Stellen flexibel auf das bauliche Umfeld, bestehende und zu integrierende Gebäude aber auch praktische Anforderungen, wie Emissions- und Wetterschutz oder der Schaffung von insgesamt 110 Fahrradstellplätzen, reagieren können. Auch kurzfristige Veränderungen der Pläne seien möglich gewesen: „Im letzten Plan haben wir die Front noch einmal umgestaltet und durch zweigeschossige Würfel einen optischen Akzent für das Shoppingcenter gesetzt. Die Boxenstruktur eröffnet viele Möglichkeiten.“

Kritischen Anmerkungen zum Thema Parkplätze – es werden 475 im zweiten Geschoss und auf dem Dach geschaffen – sowie Verkehrsaufkommen und die erhofften positiven Wirkungen auf das direkte Umfeld begegnete Michael Tremmel wiederholt mit der Antwort, alle Lösungen basierten auf einer gründlichen Analyse sowie Erfahrungen: „Der Bauherr mfi und wir als entwerfende Architekten können hier lediglich gestalterische Anreize für die weitere positive Entwicklung des Stadtraums Neumarkt / Johannistraße schaffen. Direkt beeinflussen können wir dies leider nicht. Hier sind zum einen die Stadt Osnabrück und zum anderen die Anrainer um das Einkaufzentrum herum gefordert, Sanierungen und Erneuerungen positiv voran zu treiben.“

Wolfgang Schaper, Vorsitzender von Haus und Grund Osnabrück, pflichtete dem Architekten bei: „Die Probleme der Neumarktplanung sind uns allen hier bekannt. Angesichts der seit Jahren immer mehr verkommenden Gebäude mit allen dazugehörigen Auswirkungen können wir uns freuen, wenn dieses neue Center sobald wie möglich gebaut wird.“

Der zweite Teil des Abends war im Wesentlichen internen Tagesordnungspunkten gewidmet. In seinem Jahresbericht fasste Rechtsanwalt und Notar Wolfgang Schaper die wichtigsten Vereinsereignisse noch einmal zusammen. Außerdem blickte er auf eine positive Entwicklung der Mitgliederzahlen: Im Jahr 2014 stieg diese von 4534 auf 4605.

Geschäftsführer Christian Biemann beschränkte sich aus Zeitgründen auf ein Thema, das den Verein auch bundes- und landesweit seit geraumer Zeit beschäftigt: Die Mietpreisbegrenzung bei der Wiedervermietung – besser bekannt als „Mietpreisbremse“. Dabei führte er vier wesentliche Gegenargumente an: Erstens führe die Mietpreisbremse zu einer Verschärfung der Marktsituation, denn das Angebot werde durch eine staatlich begrenzte Miete nicht größer. Zweitens drohe eine Verschlechterung der Wohnqualität, da eine Refinanzierung von Instandsetzungsmaßnahmen nicht mehr möglich sei. Viele Eigentümer würden dann ihre Mietwohnungen an selbstnutzende Einzeleigentümer veräußern, wodurch das Angebot an Mietwohnungen weiter reduziert werde. Drittens würde die ortsübliche Vergleichsmiete quasi durch eine staatliche festgesetzte Miete ersetzt. Schließlich würde die Mietpreisbremse dazu führen, dass Instandhaltungsarbeiten während eines laufenden Mietverhältnisses ausgeführt würden, was intakte Mietverhältnisse gefährde und zu Konflikten führe.

Biemann ist sich relativ sicher, dass die Mietpreisbremse in Osnabrück nicht zur Anwendung kommen wird, obwohl es sich um einen Hochschulstandort handelt. In stadtrandnahen Lagen sei noch genügend bezahlbarer Wohnraum zu finden. Sollten für Osnabrück dennoch Gebiete mit angespannten Wohnungsmärkten festgelegt werden, spräche eine Vielzahl von Gründen dafür, dass die Mietpreisbremse einer gerichtlichen Prüfung nicht standhalte: „Haus und Grund Niedersachsen sowie Haus und Grund Deutschland haben schon Hilfe in Aussicht gestellt.“

Im Anschluss folgte ein positiver Kassenbericht: „Der Verein ist solide aufgestellt“, fasste es Schatzmeister Werner Viere zusammen. Nach reibungslos verlaufenden Widerwahlen der Rechnungsprüfer, des Vorstandsvorsitzenden Wolfgang Schaper und des Vorstandsmitglieds Karl-August Siepelmeyer, beendete der alte und neue Vorsitzende die Veranstaltung in der OsnabrückHalle wie gewohnt pünktlich.