Familie vor dem Haus

Bedarfsorientierte Wohnraumplanung

25.02.2016

Städtisches Wohnraumversorgungskonzept bei Jahreshauptversammlung von Haus und Grund Osnabrück vorgestellt

Haus und Grund Osnabrück erwies sich bei der Jahreshauptversammlung am 24. Februar 2016 wieder einmal als wichtiger und kompetenter Partner in Sachen Wohnen – für Mitglieder ebenso wie für kommunale und regionale Entscheider. So zeigte der Jahresbericht des Vorsitzenden Wolfgang Schaper, wie der Verein bei zahlreichen Veranstaltungen die Position der Haus- und Grundeigentümer vertreten hat. Dieses Engagement wird belohnt: Die Zahl der Mitglieder stieg auf über 4.700 und auch die Zahl der von der Hausverwaltungsgesellschaft HWG Osnabrück GmbH betreuten Parteien stieg an. Die positive Entwicklung spiegelt sich auch in der von Schatzmeister Werner Viere präsentierten Finanzlage des Vereins wider: „Wir haben 2015 ein Plus von fast 25.700 Euro erwirtschaftet und sind so für unsere zukünftigen Vorhaben solide aufgestellt.“

Auch der Jahresbericht von Geschäftsführer Christian Biemann machte deutlich, wie nötig das Engagement des Vereins ist und bleibt. Er ging unter anderem auf die Auswirkungen der Mietpreisbremse ein. Eine genaue Betrachtung der Mietpreisentwicklung zeige, dass nicht die Kaltmieten zur eigentlichen Preissteigerung beitrügen. Die jährlichen Einkünfte der Eigentümer seien unter Berücksichtigung der Inflationsrate sogar real um 0,5 Prozent gesunken. Starke Kostensteigerungen seien hingegen vor allem bei den Strom- und Heizkosten zu verzeichnen, auf die die Mietpreisbremse keinen Einfluss haben werde. Die öffentliche Hand hingegen profitiere von Steuern und Abgaben, die etwa ein Drittel der Betriebskosten ausmachten und treibe diese durch gesetzliche Regelungen wie das neue Mess- und Eichgesetz oder die Rauchwarnmelderpflicht weiter in die Höhe. Biemann forderte deshalb: „Die öffentliche Hand soll sich daher endlich selber eine ‚Betriebskostenbremse‘ verordnen, dadurch könnten alle Mieter bundesweit entlastet werden.“ Zuvor hatte Wolfgang Schaper bereits betont, dass bei Einführung der Mietpreisbremse „vor allem einkommensstärkere Wohnraumsuchende ihren Bedarf nach Wohnraum günstiger befriedigen“ könnten. Schon heute seien 10-prozentige Zuschläge bei Neuvermietungen kaum durchsetzbar. „Damit kommen wir von Haus und Grund zu dem Ergebnis, dass die Mietpreisbremse das angestrebte Ziel klar verfehlen wird, so dass wir unserer Landesregierung nur empfehlen können, diesen Weg nicht zu beschreiten“, so Schaper.

Nach den turnusgemäßen Wahlen, bei denen Vorstandsmitglied Christian Staub, Schatzmeister Wolfgang Viere und Rechnungsprüferin Marie-Luise Goldbeck wiedergewählt sowie Rechnungsprüfer Joachim Brune als Nachfolger von Dipl.-Ing. Werner Flüssmeyer neu gewählt wurden, folgte der Gastvortrag über das Wohnraumversorgungskonzept der Stadt Osnabrück.

Andrea Volk, Leiterin des Fachdienstes Zentrale Aufgaben im Fachbereich Städtebau der Stadt Osnabrück stellte voran, dass sich dieses Konzept noch nicht mit den neuen Herausforderungen durch die in Osnabrück – kurzzeitig oder längerfristig – ansässigen Flüchtlinge beschäftige, da die Datenerhebungen auf dem Jahr 2014 beruhten. Unabhängig davon ließen sich aber übergeordnete Ziele, Fakten zum Wohnraumbestand und dessen Entwicklung sowie daraus abzuleitende Schritte formulieren. Oberstes Ziel der Wohnraumversorgung sei die Schaffung bezahlbaren, sozialen, umweltgerechten und bedarfsorientierten Wohnraums für die im Jahr 2020 angestrebten 167.000 Einwohner Osnabrücks. Dies bedeute ein notwendiges Plus von 2.500 Wohneinheiten. Eine Studie des Bochumer Institutes INWIS habe ergeben, dass der Wohnungsmarkt in Osnabrück zum einen durch einen hohen Sanierungsbedarf des Bestandes, einen sehr hohen Anteil privater Vermieter (92 Prozent), sowie einen Mietpreisanstieg in allen Segmenten gekennzeichnet sei. Insbesondere günstige Single-Wohnungen sowie große Wohnungen mit über 85 qm, aber auch Eigenheime in Stadtlage seien sehr begehrt. Dem stünde eine geringe Zahl von Wohnungen in Sozialbindungen gegenüber, die weiter zurückgehe, da die Sozialbindung ausläuft. Ziel müsse es daher sei, bedarfsgerechte Neubauten zu fördern. Dazu gehörten unter anderem kleine, barrierefreie Wohnungen in integrierten Lagen mit guter Infrastruktur. Durch Nachverdichtung, Schließung von Baulücken und Ausweisung zusätzlichen Baulands könnten entsprechende Wohnungen geschaffen werden. Zudem könne die Stadt Belegungskontigente mit Sozialbindung erwerben, um so günstigen Wohnraum zu erhalten. Auch Modelle wie die mittelbare Belegung und die Einrichtung eines Wohnungspools seien denkbar. Zudem könne die Stadt die Quartiersentwicklung beobachten und so die Bedarfswechsel innerhalb eines Stadtteils, wie sie sich beispielsweise durch Generationswechsel ergeben, erkennen und die Bewohner frühzeitig beraten und eventuell alternativen Wohnraum vermitteln. Für den steigenden Anteil älterer Einwohner könnten neben Neubauten auch altersgerechte Um- und Einbauten mit entsprechender Beratung und Förderung sinnvoll sein. Für diese Zielgruppe müsse sowohl das Angebot ohne Betreuung ausgeweitet werden, als auch betreute Wohnformen. Daneben interessierten sich immer mehr Bürger für alternative Wohnformen, wie das Gemeinschaftliche Wohnen, für das in der Stadt ebenfalls entsprechend Raum geschaffen werden müsse. Hier könnten Erbpachtmodelle oder Anschubförderungen für Modellprojekte erwogen werden. Im Anschluss an ihre Ausführungen forderte Andrea Volk die ca. 120 Zuhörer auf, die eigenen Ideen und Vorschläge noch bis zum 4. März einzubringen. Dazu habe die Stadt Osnabrück unterschiedliche, leicht zugängliche Möglichkeiten vorgesehen. Zwar betonte Andrea Volk: „Wir werden nicht alle Wünsche erfüllen können“, versicherte aber zugleich, dass alle Anregungen und Einwände zur Kenntnis genommen würden. Wolfgang Schaper dankte der Referentin und sagte: „Wir sind gespannt, welche Dinge sich daraus in der Praxis ergeben werden.“ Diese könnten dann Themen für die zukünftige Arbeit und kommende Veranstaltungen von Haus und Grund Osnabrück in den nächsten Jahren sein.